Montag, 23. August 2010

Das märchenhafte RAJASTHAN (Indien)!

Reiseleiter Hanumant Singh auf dem Kamel
Ja, da bin ich wieder, gesund und munter - zurück aus einer für uns Europäer fremden Region. Gestartet sind wir (wie immer gehört mein Mann auf solchen Touren selbstverständlich dazu) am 26. Oktober 2007 ab Hannover mit Austrian Airlines. Eine äußerst sichere Fluglinie mit sehr aufmerksamem Personal. Beim Kofferpacken ist es nicht nur wichtig, auf max. 20 kg Inhalt zu achten. Die Hausapotheke kann ebenfalls wichtig werden. Medikamente gegen Übelkeit, Durchfall, Pflaster, Desinfektions- und Feuchttücher, Sonnenschutzcreme und Mückenabwehrmittel sollten auf jeden Fall dabei sein. Nötige Impfen sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt ab. Hepatitis A + B, Polio, Tetanus sollten selbstverständlich sein.

Hinzunehmen kann man noch ein Malaria-Präparat (ca. 60 Euro) als Standby-Medikation für den Notfall. Im Norden Indiens ist eher während des Monsuns mit Moskitos zu rechnen. Ich persönlich habe mich auch noch mit Ohrenstöpsel eingedeckt wegen der manchmal sehr lauten Klimaanlagen.Vor dieser Reise sollte sich jeder Reisende darüber im Klaren sein, dass der Alltag in Indien keinesfalls mit dem unsrigen vergleichbar ist. An fast allen Ecken wartet auch Schmutz, Elend, Armut auf Sie, was bei der Überbevölkerung (1,07 Milliarden - bei 358 Menschen je km²) wohl niemanden mehr verwundert. Das Leben findet oft am Straßenrand statt.

Bettelnden Kindern bitte kein Geld in die Hand drücken. Besonders die Mädchen sind dabei sehr gefährdet. Ihnen wird das Geld auf jeden Fall abgenommen - auf manchmal brutale Art und Weise durch eigene Familienmitglieder (Brüder). Bedenken Sie auch bitte, dass ein neben Ihnen herlaufendes Kind das Opfer der Kamelkutsche oder . des Jeeps werden könnte, in dem Sie sitzen. Seife, Shampoo und Kugelschreiber sind eher die richtigen Mitbringsel.

Bevor wir nach 9 Stunden Neu-Dehli erreichten, machen wir einen Zwischenstopp in Wien. Der Zeitunterschied beträgt 4½ Stunden und wir sind erst einmal froh, angekommen zu sein. Nach kurzer Eingewöhnung und wenig Schlaf (ca. 3 Stunden) starten wir nach dem Frühstück zu unserer ersten Besichtigungstour. Hotelbewertung "Claremont"

Es geht zuerst einmal zum Roten Fort. Es handelt sich dabei um eine Zitadelle des Shah Jahan (1592 - 1666). Dieser Mogulkaiser, der auch das berühmte Taj Mahal für seine Lieblingsfrau Mumtaz errichten liess, begann ca. 1639 mit dem Bau einer „siebten Stadt Dehlis" - heute eine der dichtbesiedelsten Gebiete der Welt. 90 Prozent aller Muslime Dehlis leben in diesem Stadtteil. Die Zitadelle befindet sich am Ostrand der ehemals befestigten Stadt. Man betritt das Fort durch das imposante Lahore-Tor. Über einen weiten Platz gelangt man zum Diwan-i-Am. So wurde die Halle für öffentliche Audienzen genannt. Das Fort ist relativ gut erhalten. Zur Zeit Shah Jahans gab es 6 Hauptpaläste, von denen 5 noch existieren und direkt an den Audienzbereich anschließen. (Reisetipp "Rotes Fort")

Im Harem der Lieblingsfrau Mumtaz befindet sich heute ein archäologisches Museum, das uns einen Einblick in die Mogulzeit gewährt. Bewundern Sie Shish Mahal, eine kleinen Palast, der ausschließlich mit Glas dekoriert wurde. Der Khas Mahal ist der ehemals private Palast des Shahs. Dort befinden sich die Kammern der Träume und die Kammern der Perlen. Bereiche, die der Mogulkaiser zum Meditieren nutzte. Im angrenzenden Diwan-i-Khas befindet sich die Halle für die Privataudienzen. Dort stand ein juwelenbesetzter Pfauenthron, der allerdings von persischen Eroberern abtransportiert wurde. Es schließen sich die Hamams (königliche Badehäuser) an. Wir dürfen noch die Moti Masjid Moschee bewundern, eine Perlenmoschee, die aus Marmor erbaut wurde.

Nach dieser bereits sehr beeindruckenden Besichtigung unternehmen wir eine Rikscha-Fahrt  (Reisetipp "Rikscha-Fahrt") durch Neu-Dehlis Gassen. Ja, die Auswahl an Fahrern ist groß, der Zustand der Fahrzeuge unterschiedlich, die Entlohnung sehr gering. Wir haben den doppelten Preis bezahlt und hatten trotzdem kein gutes Gefühl: umgerechnet 2 Euro; 1 Euro wäre ausreichend gewesen. Die angemessene Summe erfahren sie - wie wir - von dem meist deutsch- oder englischsprechenden Reiseleiter.

In unserem Fall war dies Hanumant Singh, ein glücklich verheirateter, junger Mann und stolzer Vater eines Sohnes. Herr Singh betreut auch gern Individual-Touristen und wenn Sie im Internet nachschauen, lassen sich sicher Reisen mit seiner Hilfe planen. Wir können ihn nur wärmstens empfehlen.
 
Es geht weiter zum Qutb Minar Tempel(Reisetipp "Qutab Minar") dem ersten Moslemtempel Indiens, der 1199 erbaut wurde und zu den ältesten Moscheen Indiens gehört. Auch eine Besichtigung der Verbrennungsstätte Gandhis ist ein Besuch wert und wir verharren hier voller Andacht. (Reisetipp "Verbrennungsstätte Mahatma Gandhi") Mahatma Gandhi führte 1947 völlig gewaltlos das Volk der Inder in die Unabhängigkeit. Die Briten verließen das Land und eine 90-jährige Kolonialherrschaft fand sein Ende.
Reisetipp "Humayun Grab"



Am Abend nehmen wir noch an einer Niederlegung des Heiligen Buches zur Nachtruhe teil. Diese Zeremonie findet im Sikh-Tempel Gurudwara (Reisetipp "Sikh-Tempel") in Neu-Dehli statt. Die Sikhs sind eine Gruppe gläubiger Inder, die sich jedoch im Gegensatz zu den im Land lebenden Moslems und Hindus allein schon durch den Vollzug der Taufe von ihnen unterscheiden. Und nicht nur das: Diese Religion wurde 1469 n. Chr. von dem Guru Nanak im Dorf Talwandi in der Nähe des heutigen Lahore/Pakistan gegründet.

Nanak konnte schon als Kind viele religiöse Handlungen nicht begreifen und akzeptierte weder Dogmen noch Aberglaube. Seine Religion sollte nicht nur auf ein spirituelles Leben ausgerichtet sein, sondern die Gläubigen sollten auch aktiv an weltlichen und säkularen Aktivitäten teilnehmen. Ihm folgten neun heilige Männer. Der zehnte und letzte Guru Gobind Singh führte 1699 die Taufe ein. Die Heilige Schrift wurde vom fünften Guru, Arjan Dev, 1601 bis 1604 erstellt. Dieser Guru baute auch den berühmten Goldenen Tempel Amritsar. Während des 18. Jahrhunderts wurden die Sikhs von den damaligen Herrschern verfolgt. Während das Mogulreich zerfiel (die Afghanen fielen in Indien ein) nutzen die Sikhs diese Zeit, um ihr eigenes Reich zu schaffen.

Unter Ranjid Singh entstand ein Königreich der Sikhs, das sich etwa ein halbes Jahrhundert hielt, bis die Engländer es annektierten. Die Bevölkerung Indiens besteht nur zu 1,8% aus Sikhs. Die fünf Symbole der Sikhs sind:
Kesha - das ungeschnittene Haar unter dem Turban
Kangha - ein Kamm
Kara - ein eisernes Armband
Kachcha - eine Hose
Kupan - das Schwert
Die Sikhs glauben nicht an ein Kastensystem. Die Religion ist monotheistisch. Sie lehrt Toleranz und Brüderlichkeit allen Menschen gegenüber. Gott ist ein Gott der Gnade und nicht der Strafen. Sie lehnen Pessimismus ab und lehren Optimismus und Hoffnung. Alkohol und Tabak sind allerdings verboten. Obwohl die Ehefrau als absolut gleichberechtigt ihren Platz in der Gemeinschaft einnimmt, ist Ehebruch eine schwere Verfehlung. Witwen dürfen wieder heiraten, was bei den Hindus unmöglich ist. Die Frauen tragen keine Schleier wie Frauen von Moslems. Die Seele und den Körper rein zu halten, ist eines der Bestandteile spirituellen Wachstums. Fleiß, Reichtum und gesellschaftliche Anerkennung sind einige der Ziele, die der gläubige Sikh anstrebt.
Zeremonien begleiten einen Sikh durch sein Leben. Darunter sind
a) die Namensgebung bei der Geburt
b) Amrit (die Taufe)
c) Anand Karaj (die Hochzeit)
d) Todeszeremonie (die Verbrennung)
Man erwartet von einem Sikh, dass er jeden Tag am Morgen - noch vor dem Sonnenaufgang - aufsteht, nach einer Waschung meditiert und das auch am Abend und vor dem Schlafengehen. Hinzu kommt einmal täglich den Gurudwara (Sikh Tempel) besuchen. Den Gurudwaras sind Gemeinschaftsküchen angliedert, um an alle Besucher Essen auszugeben. Ob reich oder arm, gebildet oder Analphabet ist in diesem Fall unbedeutend. Die Küchen werden von Beiträgen gläubiger Sikhs finanziert. So versucht man soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Der Tempel wird barfuss betreten und der Kopf ist zu bedecken. Man verbeugt sich vor der heiligen Schrift, nimmt Platz. Und nun wird aus der heiligen Schrift rezitiert. Es folgt ein Gebet. Am Ende des Gottesdienstes wird eine Süßigkeit, die aus Gries, Mehl, Zucker und Butter besteht, verteilt.

Das Heilige Buch wird in einer letzten Zeremonie am Abend zur Nachtruhe gelegt. Sie erkennen einen Sikhtempel an der gelben Fahne auf dem Dach des Gotteshauses, auf dem ein Khwanda, das sogenannte doppelschneidige Schwert, dargestellt wird. So können Sie einen Sikhtempel leicht von einer Moschee unterscheiden. Auch wir legen uns nieder zur Nacht, denn auch wir haben etwas Schlaf nachzuholen. Nach einem etwas spärlichen Frühstück starten wir in Richtung Kota. Kota hat etwa 700.000 Einwohner und liegt ca. 500 km südwestlich von Neu-Delhi. Nur diesmal wechseln wir vom Reisebus auf den Zug. Eine indische Zugfahrt ist ein besonderes Erlebnis. Für 500 km werden ca. 7 Stunden gebraucht. Also keine temporeiche Fahrt.

Wir haben Glück und erwischen 2 Liegeplätze - nutzen jedoch nur die untere Liegefläche. Geht ganz gut! Mein Mann und ich sitzen uns gegenüber, während die Beine ausgestreckt sind. Ein wenig Joga gelingt uns dabei auch schon. Nach der Ankunft in Kota und der Belegung des Hotels Umed Bhadwan geht es auch schon wieder los. Dieses rasante Tempo wird fast während der ganzen Reise beibehalten. Wir besichtigen eine kleine Sari-Weberei im naheliegenden Kaithoon. Wir können uns von der mühsamen Handarbeit überzeugen, werden von zahlreichen Kindern umringt und stellen fest: Man wäscht sich und nutzt die Toilette - zwar abgeschirmt durch einen steinernen Sichtschutz - jedoch ganz öffentlich. Unser Reiseleiter erklärt, dass man sich dabei jedoch nicht völlig entkleidet.

Die Abwasserkanäle sind offen, so wie wir sie aus dem späten europäischen Mittelalter kennen. Sehr schön und unprogrammgemäß werden wir Zeuge einer Hochzeit. Ein traditioneller Hochzeitzug, (Reisetipp "Hochzeitszug") der sich durch das Dorf bewegt. Der Bräutigam reitet hoch zu Ross, feierlich gekleidet; dahinter folgt ihn in einer Sänfte, völlig verhüllt, seine Braut. Weder Zaungäste bekommen sie zu sehen, noch hat der Bräutigam je näheren Kontakt zu ihr gehabt.


Eine traditionelle indische Hochzeit wird ausschließlich von den Eltern arrangiert. Grundsätzlich wird nur innerhalb der jeweiligen Kaste geheiratet. Es gibt 4 Kasten, die sich in
1. Brahmanen(Priester)
2. Krieger
3. Händler
4. Unberührbare
aufteilen. Offiziell gibt es keine Kaste, der Unberührbaren mehr. Jedoch werden immer noch ausschließlich Angehörige der unteren Kaste mit Aufgaben betraut, die kein anderer Inder ausführen würde. Dazu gehört das Reinigen von Toiletten und andere niedrige Arbeiten.

Nach einem leckeren Abendessen in einem etwas düsteren Palast, schaut uns beim Überqueren unseres Flures eine Ratte lieblich an und verschwindet unter einem der anderen Türen. Gott sei Dank hat sie sich nicht für unser Zimmer entschieden. Es ist recht groß. Fast so groß wie ein kleiner Ballsaal. Die Klimaanlage nervt ein wenig. Ich denke noch eine Weile an die kleine Ratte und dann schlafen wir ganz einfach ein. Mein Mann verspricht mir noch murmelnd: „Keine Angst, im Falle eines Falles fange ich sie für Dich". Mir wird klar: Ich bin mit einem Helden unterwegs. Gute Nacht. Die Nacht verlief problemlos und das Bett war hervorragend. (Hotelbewertung "Umed Bawan Palace") Wir haben heute den 4. Tag und begeben uns auf die Weiterreise nach Chittorgarh. Auf dem Weg dorthin besuchen wir den Menaltempel (Reisetipp "Menal Tempel"), der der Göttin Shiva geweiht ist. Sie wird hier seit 1½ Jahrtausenden verehrt. Eine Kamelkarawane, die uns zur Rast zwingt, hinterlässt herrliche Fotoeindrücke.

In Chittorgarh angekommen, besichtigen wir die wohl berühmteste Festung Radhjasthans. Sie thront auf einen imposanten Tafelberg und umfasst ein Gebiet von etwa 260 ha. Die Festung wurde während der Rajputen-Kriege vom 7. - 16. Jhdt insgesamt dreimal zerstört. Tausende von Frauen verübten Selbstmord durch den Feuertod, dem sogenannten Janhar, um nicht in die Hände von Feinden zu geraten und um somit nicht entehrt zu werden. Lemurenfamilien fühlen sich in dieser Festungsanlage besonders wohl und werden ausgiebig von den Besuchern gefüttert. Um die Anlage zu erreichen, nutzen wir ein dreirädriges Tuc-tuc. Das ist ein Auto mit einem Zweitaktmotor. Es ist ganz witzig anzuschauen: Ich bin vor Jahren hoch oben in den Weinbergen der Toscana selbst mit so einem Gefährt unterwegs gewesen. (Reisetipp "Festung Chittorgarh")

Ein weiterer Tag voller Erlebnisse geht zu Ende und die Schulter meines Mannes, die er mir zum Anlehnen bietet, nehme ich gern in Anspruch. Wir übernachten in Bijaipur in dem danach benannten Castle und werden mit Girlanden aus Tagetesblumen begrüßt. Dazu Fackelträger, die uns den Weg in den Innenhof beleuchten.

Nach kurzer Kofferöffnung und erfrischendem Bad, das übrigens im Boden eingelassen ist und uns ein so ganz anderes Badegefühl vermittelt, nehmen wir unser Abendessen unter Sternenhimmel ein. Es gibt ein warmes und kaltes Büfett und wir lauschen den Erzählungen des Hausherrn, der noch von sagenhaften Tigerjagden zu berichten weiß. Seine traditionelle Kleidung (roter Turban und weißer indischer Anzug), dazu ein imposanter Bart geben seiner Erzählfreudigkeit zusätzliche Glaubwürdigkeit. Ein bequemes Bett wartet auf uns.
Hotelbewertung "Bijaipur Castle"
Am nächsten Tag starten wir nach einem leckeren Frühstück, das leider fast überall in Indien gleich zu sein scheint: Toast or Coffee, englische Orangenmarmelade, etwas Käse, Joghurt. Wurst gibt es selten und lecker sieht die leider nicht aus. Es fehlen ihr die europäischen Farbstoffe, mit denen ja bei uns bekannterweise auch noch einmal Gammelfleisch optisch getunt wird. Ich fange an in vegetarischen Möglichkeiten zu denken. Aber eine Vielzahl von Früchten lässt uns das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Inder frühstücken im allgemeinen nicht viel, dafür sitzt man am Abend um so länger zusammen.. Heute geht es nach Udaipur. Udaipur ist eine der größten Städte Im Norden Indiens und hat ca. 300.000 Einwohner. Wir besichtigen auch dort eine große Palastanlage, den sogenannten heutigen Stadtpalast. Er wurde um 1600 herum erbaut und wird noch teilweise von den Nachfahren des Erbauers bewohnt. Dieses Labyrinth aus Höfen, Galerien und Pavillions diente einstmals dem Maharadscha als Wohnsitz und war eine gleichzeitig eine Festung, die vor feindlichen Übergriffen schützen sollte. (Reisetipp "City Palace")

Vom Palast aus haben wir einen grandiosen Blick auf den Picolasee (Picola Lake). (Reisetipp "Pichola-See") Dieser künstlich aufgestaute See (ca. 8 km Länge) schuf 2 Inseln. Eine Insel, Jag Mandir, (Reisetipp "Jag Mandir Palace") steuern wir in der Abendsonne an. Hier befindet sich ein exquisites Cafe, in dem ich mit meinem Mann eine Art indischer Sacher-Torte genieße. Dazu, den mir bereits bekannten Marsala Chai. Ein Tee, der mit Milch und indischen Gewürzen aufgekocht wird. Je nachdem wirkt er belebend erfrischend oder er regt an. Sie kennen ihn sicher in abgewandelter europäischer Form als Yogitee. In Udaipur wartet nach einem wundervollen Sonnenuntergang das Paras Mahal Hotel auf uns. Ein Hotel der Mittelklasse. Übrigens lassen sich die einzelnen Hotelbewertungen unserer Indien-Rundreise auch unter www.holidaycheck.de nachlesen. Sie können dort die von meinem Gatten, Klaus Metzger, auch in meinem Sinne verfassten Hotelbewertungen finden. Es folgt ein Abendessen und nach einer erholsamen Nacht machen wir uns auf den Weg nach Deogarh. (Hotelbewertung "Paras Mahal")

Es liegen etwa 160 km vor uns. Auf dem Weg dorthin besuchen wir in Ranakpur den wohl schönsten Jaina-Tempel Indiens. (Reisetipp "Jaina Tempel") Die Jainas errichteten im 11.-13. Jhdt. in dieser Wildnis ein Pilgerzentrum, um sich ausschließlich der Meditation zu widmen. Nach dem Glauben der Jainas muß alles materielle Denken und Streben abgelegt werden. Jeglicher Kontakt mit der Materie verunreinigt die Seele. Bisweilen legen die Jainas sogar die Kleidung ab. Wir machen uns nach diesem Besuch, bei dem wir auch die Gelegenheit bekommen, ein Wespennest zu beobachten, wieder auf dem Weg nach Deogarh, wobei wir auch durch das Dorf Sadri (Reisetipp "Dorf Sadri") kommen. Hier haben wir die Möglichkeit, einen kleinen Dorfmarkt zu besuchen. Es gibt hier Obst, Gemüse und Gewürze zu kaufen, aber auch Bettler, die uns auf Schritt und Tritt begleiten. Es hat mich menschlich schon sehr berührt.

In Deogarh (Reisetipp "Staatliche Schule") angekommen, verlassen wir den Bus und wechseln über in einen Jeep.  Damit fahren wir (jeweils 15 Personen in einem großen Fahrzeug) hoch zum Deogarh Mahal Hotel. Dort werden wir mit Blumenkränzen empfangen. Wieder eine kurze Kofferöffnung, eine erfrischende Dusche, ein Whisky zu Entspannung. Dazu muss ich sagen: Abgesehen davon, dass wir uns in einem hindu-moslemischen Land befinden, ist Alkohol am Tag absolut unangebracht. Verwechseln Sie Indien nicht mit dem „all-inclusive-Strand" von „Playa-los-trinken-wi-los". Der Sternenhimmel bildet einen wunderschönen Rahmen für das aufwendige warme und kalte Bufett und die folgende folkloristische Darbietung. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg, um den Fuhrpark des Besitzers dieses Mahals zu fotografieren. Zwei englische Luxuskarossen haben es mir besonders angetan. Nachdem wir wieder mit einem Jeep zurück zum Reisebus gebracht werden, geht es damit weiter nach Jodhpur. Es werden ca. 165 km sein.
Hotelbewertung "Deogarh Mahal"

Auf dem Weg dorthin kreuzt eine Rinderherde unseren Weg. Sehr schöne Aufnahmen sind das Ergebnis dieser erzwungenen Rast. Übrigens gibt es genügend Rastmöglichkeiten unterwegs. Alldings wird auch oft am Straßenrand angehalten. Jeder sucht sich dann ein Gebüsch oder einen ähnlichen Sichtschutz und gibt sein verarbeitetes Mineralwasser wieder in den Weltenkreis:
ganz im Sinne der indischen Philosophie!
Unser Reiseleiter Hanumant Singh nennt es Harmoniepause.

In Jodhpur-Stadt angekommen besuchen wir die Festung Meherangarh. (Reisetipp (Meherangarh Fort) Sie steht 130 m über einer modernen, geschäftigen Stadt. Beim Betreten passiert man das Loha Pol, das Eiserne Tor, das heute noch die Handabdrücke der letzten hier verbrannten Satis zeigt. Satis sind Witwen, die mit ihrem toten Gemahl zusammen verbrannt wurden. Jahrhunderte war dies Tradition in ganz Indien.  Später nur noch in höheren Herrschaftskreisen erlaubt. Heute ist es verboten. Die letzte Sati wurde hier 1953 verbrannt.
Hotelbewertung "Fortune Umed"

In den königlichen Palästen befinden sich Museen, die herrliche Schätze beherbergen. Im Gartenpalast finden zu besonderen Anlässen Diner statt, zu denen Musiker aus der Wüste Thar zum Spiel eingeladen werden. Übrigens ist Jodhpur das Tor zur Wüste Thar und wird auch die blaue Stadt genannt, denn die Häuser tragen eine hellblaue Farbe. Wir übernachten im Hotel The Ummeid. Das Hotel gefällt uns sehr gut: Das Besondere hier ist der Innenhof.

Am nächsten Tag haben wir noch genügend Zeit, um uns den großen Händler-Markt anzusehen. Ein reichhaltiges orientalisches Angebot erwartet uns dort. Mir haben es besonders die Gewürze angetan: Kardamon, Curryblätter, Kreuzkümmel, Masala, Kumin, Lorbeer, Ingwer und vieles mehr. Der Duft steigt mir und meinem Mann in die Nase und ich verspreche ihm, dass ich nach unserer Rückkehr noch einmal mehr als bisher indisch kochen werde. (Reisetipp "Händler-Markt")

Nach unserer Rückkehr habe ich mir das Kochbuch: „Indische Küche" aus dem Bassermann-Verlag gekauft. Ich kann es auch für Einsteiger bestens empfehlen. Es wurde von Sadhan Dhawan geschrieben und Martin Krapohl fotografierte die Bilder dazu. Mein Extratipp: Seien Sie trotzdem vorsichtig bei der Verwendung von Chili. Die Hälfte der angegebenen Menge reicht vollkommen für den europäischen Gaumen. Einiges an typischen indischen Gewürzen bekommt man in Asia-Läden. Diese sind dort preisgünstiger.

Während des Marktbummels entstehen viele schöne Aufnahmen und Kontakte. Besonders beeindruckend finde ich die Aufnahmen von heiligen Männern, auch Sadhus genannt. Auch heilige Kühe, die übrigens überall den Weg versperren, sind gefragte Motive. Es geht weiter nach Rohet. Vor uns liegen 45 Kilometer. Später werden es mitunter bis zu 250 Kilometer, die wir zurücklegen. Unser Hotel wird das Rohetgarh Fort sein, dass ebenfalls noch von den Nachfahren der Maharadschas bewohnt wird.

Im Park sehen wir freilebende Pfauen. Von hier aus nehmen wir an einer kleinen Jeep-Safari teil, die uns zu einer Gazellenherde bringt. Danach besichtigen wir noch eine Bishoi-Sekte, die uns Einblick in das indische Dorfleben gibt. Ich darf sogar ein mit Kajal geschminktes Baby auf den Arm nehmen.  Die junge Mutter und das Baby sind überaus freundlich. Gegen Abend werden wir Zeuge einer Opium-Party unter den Dorfältesten.(Reisetipp Jeep-Safari")

Zurück im Hotel Rohetgarh Fort wartet ein schmackhaftes Abendessen auf uns. Auch hier unter Sternenhimmel und mit Feuerwerk. Favoriten am Buffet sind außer im Lehmofen gebackenes Fladenbrot für uns noch Palak Paneer (Spinat mit Käsewürfeln) oder Dum Alu (gefüllte Kartoffeln). Eine Spezialität dieser Region sind Dal-Gerichte (Linsen oder Kichererbsen). Vor dem Abendessen hatten mein Mann und ich noch ein sehr interessantes Gespräch mit den Eigentümern dieser Anlage. Mich hat das Zusammentreffen mit einer Maharani sehr beeindruckt! (Hotelbewertung "Rohet Garh")

Der nächste Tag führt uns nach Pushkar, einen der wichtigsten heiligen hinduistischen Wallfahrtsorte.  Mein Mann hat sich dort im heiligen See aller seiner Sünden entledigt. Um ehrlich zu sein, war dies längst überfällig. Dazu hat er für mich bereits einen Platz im Jenseits angemietet. Ganz in der Nähe von Vishnu. Ich fand das richtig lieb, so an mich zu denken. Auch nach dem Preis von Butterschmalz hat er sich bei den heiligen Männern erkundigt. Dies benötigt man für eine Leichenverbrennung. Jetzt werde ich etwas hellhörig. Während des ganzen Indienaufenthaltes versichert er mir jedoch immer wieder, dass ich seine Lieblingsfrau wäre.
Dies zum Thema Vielgötterei und Vielweiberei!
Hotelbewertung "Jagat Singh Palace"

Der anschließende Besuch eines Brahmanentempels brachte uns etwas die Götterwelt nahe. Sie ist nicht leicht zu verstehen. Es gibt einen Hauptgott (Rama), der als Reinkarnation (14-mal) wiedergeboren wird. Um völlig losgelöst von allem Irdischen im Nirwana auf all Jene wartet, die sich auch vergeistigt haben. Dazu gibt es viele regionale Götter und Götter, die für Glück und Wohlstand zuständig sind. Aber am besten lesen Sie, wenn es sie interessiert in einem Sachbuch nach. Mein Wissen darüber reicht nur für den Hausgebrauch.

Am Abend gibt es eine besondere Überraschung. Wir nehmen unser Abendessen am Rande der Wüste Thar zu uns. Eine folkloristische Darbietung ergänzt den romantischen Abend unter Sternen. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass wir mit einer Kamelkutsche unterwegs waren. Am folgenden Tag bereiten wir uns auf die Fahrt nach Jaipur vor. Wir werden ca. 5 Stunden im Reisebus verbringen.

Jaipur wurde 1728 gegründet. Da sie aufgrund des Besuches des englischen Kronprinzen Edward VII. (Erstgeborener der Queen Victoria) im Jahre 1867 rosa angestrichen wurde, nennt man sie die rosafarbene Stadt. Rosa ist die Farbe der Freude und der Gastfreundschaft. (Reisetipp "Divali-Fest") Aber vielleicht hat man hier doch etwas übertrieben. Jaipur ist die Hauptstadt Radhjasthans (mit 2,3 Millionen Einwohnern) und wurde von Raja Singh II. erbaut. Raja Singh II. stammte aus dem Haus Amber, das den Großmoguln bereits seit 4 Generationen diente. Wir beziehen unser Quartier in Jaipur, den Mansingh Tower. Während unseres Urlaubes fand gerade zu dieser Zeit das Divali-Fest statt. Dies ist eines der größten hinduistischen Feste, gewidmet zu Ehren der Göttin Lakshmi, die für Glück und Wohlergehen der Inder zuständig ist. (Hotelbewertung "Mansingh Towers")

Natürlich ist ein Aufenthalt in Jaipur auch mit einem Besuch des Fort Amber verbunden. Das Fort wurde 1586 - 1614 erbaut und ist entweder mit Jeep oder auf Elefanten zu erreichen. Hinter dem Fort liegt eine unheimlich anmutende Ruinenstadt und im Tal unten liegt das alte Amber. Hier soll sich der Legende nach ein unermesslicher Schatz befinden, was zu der erfolglosesten Schatzsuche aller Zeiten geführt hat.
(Reisetipp "Fort Amber")
Mit viel Glück begegnen Sie Schlangenbeschwörern. Halten Sie immer ein paar 10-Rubienscheine bereit. Sehr sehenswert ist in Jaipur der Stadtpalast, der wiederum aus vielen kleinen Palästen besteht .Einer der schönsten ist der Spiegelpalast. Teilweise wird dieser Palast noch von den Nachkommen des einstigen Herrschers bewohnt, ein anderer Teil ist in ein Museum umgewandelt. Er ist Zeugnis einer Ära voller Überfluss. Am Abend versuchen wir, dieEindrücke zu verarbeiten. Nach einem genussvollen Abendessen ist dies keine Kleinigkeit.

Am nächsten Tag geht es nach Agra!
Agra ist für mich der Höhepunkt unserer Reise . Bis dorthin sind es 250 km, vorbei an Weizenfeldern und auf dem Feld arbeitenden Frauen. Wir sehen Wasserbüffel und Ziegen. Wir haben einen längeren Stopp und nutzen die Gelegenheit zum Besuch der Ruinenstadt und Siegerstadt Fatehpur Sikri. (Reisetipp "Fatehpur Sikri") Erbauer ist der Großmogul Akbar (1542 - 1605), der aus Dankbarkeit über die Geburt seines 2. Sohnes und zum Andenken über seinen Triumph über Gujarat diese Stadt entstehen ließ. Sie ist erstaunlich gut erhalten. Akbar hatte 3 Hauptfrauen, hinduistischen, moslemischen und christlichen Glaubens. Alle 3 durften ihren Glauben ausüben. Nach 14 Jahren verließ er jedoch diese Stadt. Die Geschichtsschreiber meinen, der ständige Wassermangel sei schuld daran gewesen. Möglich wäre jedoch, dass seine Anwesenheit in Lahore gefordert war, denn der Norden bereitete ihm politische Probleme. Wir haben die letzte Etappe unserer Reise erreicht: Agra. (Hotelbewertung "Jaypee Palace")
 

Wie oft habe ich schon als Kind davon geträumt, einmal vor den Grabmal von Shah Jahans Lieblingsfrau Mumtaz zu stehen.  Ein Traum! Wir sind untergebracht im Jaypee Palace Hotel .Ein sehr moderner Gebäudekomplex, jedoch auch sehr groß. Hineinzukommen ist kein Problem, hinauszufinden schon eher. Das Taj Mahal wurde 1631 begonnen. Bis zur Vollendung dauerte es jedoch insgesamt 22 Jahre und es bedurfte der Arbeitskraft von 20.000 Arbeitern, die daran bauten. Er ist vollständig aus Marmor errichtet. Aber Ihnen Details zu beschreiben, würde für mich bedeuten, dieses Bauwerk auf die reine technische Leistung zu reduzieren. Man muss einfach einmal selbst vor diesem einzigartigen Denkmal der Liebe gestanden haben. (Reisetipp "Taj Mahal")
Jutta und Klaus vor dem TAJ MAHAL

Shah Jahan verlor seine Lieblingsfrau Mumtaz durch die Geburt seines 14. Kindes. Mumtaz folgte ihm während ihrer Ehe überall hin, sogar bis in die Heerlager, wenn Shah Jahan Krieg führte. Der Besuch des imposanten Agra Fort (Reisetipp "Agra Fort") rundet unseren Urlaub ab. Großmogul Akbar begann diesen Bau 1565, allerdings überwiegend aus Sandstein. Sein Enkel Shah Jahan ersetzte große Teile durch Marmor. Sie können paradiesische Wohnbereiche besichtigen, die er für Mumtaz bauen ließ. Ironischer Weise verbrachte Shah Jahan seine letzten Jahre in diesem Fort, da er von seinem Sohn Aurangzeb hier eingesperrt wurde. Wir verlassen nun eine Region, in der Großmogule und die Fürsten der Rajputen uns wundervolle Paläste und einen Hauch von 1000 und einer Nacht hinterließen. 
 
Morgen früh geht es nach Delhi und nach kurzem Aufenthalt im Ausgangshotel The Clermont, das mit Imbiss und erfrischender Dusche auf uns wartet, geht's weiter über Wien nach Hannover. Hildesheim, wir sind wieder da und haben viel zu erzählen.

Bedanken möchte ich mich bei unserem Reiseleiter, den vielen aufmerksamen Hotelangestellten, unserem Fahrer, der über sagenhafte Fahrkünste verfügt, meinem Ehemann Klaus, der sich all meine literarischen Ergüsse, egal in welcher Form durchliest und mich kritisiert oder korrigiert. Ich bedanke mich für die Veröffentlichung und dafür, dass Sie bis zum Ende am Ball geblieben sind.

Text/Fotos: Jutta Hartmann-Metzger

Siehe auch

BILDBAND:
(IMPRESSIONEN bei Nacht...)

BILDBAND:
(Das märchenhafte RAJASTHAN)

PHOTOALBUM:
(Menschen in Indien)





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